(22.11 2018, 23:11)Wembley Nacht schrieb: [ -> ] (22.11 2018, 23:03)gkgyver schrieb: [ -> ] (22.11 2018, 22:26)Wembley Nacht schrieb: [ -> ] (22.11 2018, 22:20)Boeschner schrieb: [ -> ] (22.11 2018, 22:13)Wembley Nacht schrieb: [ -> ]Stimmt. Scheiß Presse- und Meinungsfreiheit.
Ich sag ja nicht, dass die das nicht dürfen. Nur dass das halt Mist ist. Schlechter Journalismus. Lustig, dass du auch gleich die Pressefreiheitskeule rausholst.
Hat nichts mit Pressefreiheitskeule zu tun. Du und Uli scheinen sich ja aber stark daran zu stören, dass die Medien nicht so berichten wie man es gerne hätten und wollen dann im Prinzip mehr die hausinternen Newskanäle nutzen. Woher kennt man das bloß....
Und was Mist ist für die Allgemeinheit entscheiden weder du und auch nicht ich. Letztens sieht es doch so aus, dass die Leute das witzig finden und sich darüber amüsieren. Journalismus hat nicht immer was mit reinen Fakten zu tun. Journalismus bedeutet auch am Puls der Zeit zu sein, satirisch zu schreiben, zu polarisieren usw.. Das was du dir anscheinend unter gutem Journalismus vorstellst ist völlig weltfremd.
Das ist nicht richtig.
Wenn man nicht gerade Feuilleton oder zeitgeschichtliche Kommentare schreibt, hat ein Journalist vor allem eins zu tun, nämlich Bericht und Kommentar zu trennen. Es ist Aufgabe des Journalisten, dem besten Wissen nach neutral zu berichten, und eigene Kommentare und Spekulationen, als diese kenntlich gemacht, getrennt davon zu schreiben.
Es ist nicht Aufgabe des Journalismus, Fakten satirisch zu verpacken, oder selbige verbal so zu überspitzen, dass sie gezielt "polarisieren". Polarisieren bedeutet dabei nämlich nichts anderes, als Gruppen gegeneinander zu hetzen.
Journalisten haben im Format der Berichterstattung überhaupt keine Wertung vorzunehmen. Das lernt man schon in der Schule.
Was glaubst du warum öffentliche Diskussion heutzutage zu 90% aus polemischer Scheiße besteht? Weil Presse und Fernsehen es vormachen, ihre persönlichen Vorlieben und Abneigungen in die Berichterstattung einbauen, und das als professionellen Journalismus bezeichnen.
Es hat seinen Grund, warum echte Journalisten solche Propagandablätter wie die Bild verabscheuen.
Es wird einem ja Angst und Bange, wenn man sich vorstellt, es kommt eine Generation, die hält es für die Aufgabe des Journalismus, zwischen Bevölkerungsgruppen zu "polarisieren".
"Journalist ist, wer hauptberuflich an der Erarbeitung bzw. Verbreitung von Informationen, Meinungen und Unterhaltung durch Medien mittels Wort, Bild, Ton oder Kombinatiom dieser Darstellungsmittel beteiligt ist."
Von Meinungsbildung und Meinungsbeeinflussung durch eigenes Kommentieren steht da nichts. Das was wir heute haben ist pervertiert.
Meinungsjournalismus.
Natürlich darf man hier nicht verallgemeinern. Natürlich sollten Kommentare, Meinungen, persönliche Ansichten klar gekennzeichnet werden, aber das werden Sie ja auch. Es ist aber eben nicht die Aufgabe von Journalisten immer neutral zu bleiben, so lange Sie das auch kenntlich machen.
Jedoch existiert dieser Journalismus, den du oben beschreibst meines Erachtens auch nicht wirklich. Die eigene Meinung fließt in den meisten Texten unbewusst rein. Es mögen nur paar kleine Wörter sein, aber die haben eben auch große Wirkung.
Und Journalismus muss sich auch der Zeit anpassen. Natürlich gehört Satire dazu. Journalismus lässt sich nicht mehr so leicht definieren. Es verschwimmt mit mehreren Bereichen.
Wenn Journalismus nur noch auf Fakten beruhen sollte, dann ist der Journalismus heute tot.
Wenn man Satire machen will, dann bitte, steht ja jedem frei, aber das dann nicht unter dem Mantel des Journalismus.
Das ist eben das Problem, weswegen der gute Journalismus heute ausstirbt, weil jeder denkt, zu einem Thema seine Meinung in die Welt zu blasen sei Journalismus, und dank Sozialer Medien kann jeder Asi nen Blog veröffentlichen und sich als Journalist bezeichnen. Und dann kommt es zu solchen Verwerfungen wie zur heutigen Zeit, weil jeder Hans meint, für ihn gelte die Pressefreiheit, und auf Grundgesetz pisst man halt dann mal schnell.
Grundgesetz gilt doch eh nicht mehr, ich weiß gar nicht wieviele grundgesetzwidrigen Gesetzesvorlagen allein dieses Jahr eingebracht wurden in den Bundestag.
Wenn jedenfalls ein Tagesschau-Sprecher, der eigentlich komplett neutral seinen Job machen sollte, sofort als Pressesprecher engagiert wird einer bis ins Mark verrotteten Regierung, dann pfeifen die Spatzen was von den Dächern.
Bericht und Kommentar können zwar getrennt werden, aber bei Meinungsbeeinflussung kommt es nicht nur auf Worte an, sondern auf Suggestivfragen, oder einfaches Weglassen des Kontexts, was jeden Tag zigfach praktiziert wird.
Es reicht auch schon ein Wort. Ich muss dann immer an ein Beispiel denken: wenn auf einem CDU Parteitag ein Gegenkandidat zu Merkel angetreten ist, war das eine "Kampfkandidatur". Wenn sich Merkel aber alleine zur Wahl stellt, ist es eine "Wahl".
Durch ganz einfache, punktuell verwendete Begrifflichkeiten in einem augenscheinlich neutralen Text werden Geschehnisse automatisch in einen Kontext gesetzt, den der Leser als gegeben hinnimmt.
Wenn die Zeitung titelt "Invasion", darunter ein Foto russischer Soldaten, ist das ein eindeutiger Kontext.
Frag mal heute auf der Straße. Die meisten Leute erzählen wahrscheinlich immer noch, die Russen hätten damals 2009 (?) eine Invasion in Georgien veranstaltet. Dass der georgische Despot Saakashwili kurz davor in Ossetien und Abchazien einmarschiert ist, um dort die Bevölkerung zu "säubern" (u.a. von Russen), das hat man einfach "vergessen".
Wenn man wie ich damals live die ersten Berichte gesehen hat von der einfallenden georgischen Armee, kommt man sich zwei Tage später bei unseren Berichten vor als ob man DDR Ost-Radio hört.
Man darf fast schon froh sein, dass man es bei uns bei einfachem "Vergessen" belässt. In den USA bei Fox News hat man damals z.b. eine abchasische Familie vor Ort live interviewt, mit Suggestivfragen, wie schlimm die Russen-"Invasion" doch sei. Dumm nur, dass sich die Familie live mehrmals tausendfach bedankt hat bei der russischen Armee, dass sie sie von der georgischen (tatsächlichen) Invasion befreit. Woraufhin man natürlich das Live Mikro abgedreht hat.
Das geht heutzutage ja schon so weit, dass Fakten gar nicht mehr zur Kenntnis genommen werden, und die meisten einfach so denken: wenn's nicht in der Zeitung steht, hat es keine Bedeutung.