(15.10 2019, 16:47)DerBomber schrieb: [ -> ] (15.10 2019, 16:23)Nummer8 schrieb: [ -> ] (15.10 2019, 09:59)Boeschner schrieb: [ -> ]@Bomber es geht mir und vermutlich auch 8 meist weniger um gut oder schlecht, sondern eher um wie schlecht. Einfach aus dem Grund, weil hier eben oft Mal übertrieben wird mit der Kritik. Zumindest aus meiner Sicht.
Das bringt es auch bei mir und meinen Kommentaren auf den Punkt, Boeschner.
Mit Absicht übertreibe ich jetzt mal:
Verlieren wir ein Spiel, obwohl zuvor bei deutlicher Dominanz reihenweise beste Chancen für eine deutliche Führung versiebt wurden, wird die Schuld Kovac in die Schuhe geschoben. Entweder lag es an der falschen Taktik, der falschen Aufstellung, an den verkehrten Auswechslungen, am falschen Training oder einer falschen Mannschaftseinstellung - oder von allem etwas. Zu allem Überfluss werden dann auch gerne Vergleiche mit ehemaligen Trainern nachgeschoben, die sich jedoch mMn überhaupt nicht mehr aus den verschiedensten Gründen auf die heutige Entwicklung im nationalen und internationalen Fußball-Wettbewerb übertragen lassen -ganz zu schweigen vom zwischenzeitlich ausgetauschten Personal. Wer sich diesen Gedanken und Vergleichen zu früheren Zeiten hingibt, ist ein sentimentaler Romantiker, Träumer - ein hoffnungsloser Fall.
Gewinnen wir hoch gegen einen wirklich starken Gegner, übertrifft man sich dagegen mit der Aufzählung von Gründen, dass Kovac als Trainer eigentlich wenig bis garnix für diesen Sieg getan hat und mit einer besseren Mannschaftsaufstellung, anderen Ein- oder Auswechslung wesentlich höher hätte gewinnen können/müssen. Wird auf seinen Double-Gewinn hingewiesen und in diesem Zusammenhang geäußert, dass Kovac nicht ganz so blind sein kann, wie er oftmals hingestellt wird, wird einem unterstellt, man hält Kocav für den Besten Trainer der Welt - was einfach falsch ist und nicht stimmt.
Jetzt wieder im Ernst: Meiner Meinung ist eine (oft spielentscheidende) Schwäche von Kovac, dass er in der Halbzeitpause oftmals falsche Entscheidungen für die zweiten 45 Minuten trifft. Da haben ihm andere Trainer Vieles voraus und es fällt ihm schwer, dann auf eine gute taktische Umstellung des Gegners entsprechend zu reagieren.
Ähnlich reagiere ich gegen übertriebene und zum Teil danebenliegender Kritik bei Brazzo, KHR, UH oder dem ein oder anderen Spieler - nicht im Ganzen aber in Teilen, was der aufmerksame User auch auseinander halten und erkennen sollte.
Die größte Schwäche von Kovac sehe ich ähnlich wie Du.
Ich glaube die harte, vielleicht manchmal leicht überzogene Kritik an Kovac hier im Forum liegt daran, dass man halt weiß, was aus so einem Kader herausgeholt werden könnte, wenn ein wirklich guter Trainer diese führen würde.
Du sagst , wer ständig an frühere Trainer und deren Spielweise erinnert , ist ein Träumer, das sehe ich anders. Ich sehe die frühere Spielweise als Messlatte, an der sich jeder Trainer messen lassen muss. Ich sage nicht , dass jeder so spielen lassen muss wie Guardiola, jeder Trainer hat eine andere Idee, auch Heynckes hat etwas anders spielen lassen als Pep, im Endeffekt mindestens ebenso attraktiv und erfolgreich.
Aber ich erwarte von einer Mannschaft mit diesem Potential , dass sich im Vergleich zu den letzten 6 Jahren sicher nicht wesentlich verschlechtert hat, einfach mehr. Warum ruft die Mannschaft dieses Potenzial nicht (regelmäßiger) ab ? Natürlich gibt es da immer Formschwankungen einzelner Spieler etc. aber insgesamt spielt die Mannschaft einfach schlechter. Spiele wie gegen Dortmund (Rückrunde 2019) oder Tottenham sind einfach nur die Ausnahme, in der Liga haben wir diese Saison noch kein durchweg überzeugendes Spiel abgeliefert. Und da ist hauptsächlich Kovac der Grund. Neben dem von Dir bereits genannten Grund hat er in meinen Augen (wie Boeschner auch schon sagte) kein überzeugendes Offensivkonzept, es werden vielmehr planlos Flanken geschlagen in der Hoffnung, dass Lewy oder Coutinho irgendeine überzeugende Idee haben.
Defensiv fehlt die Stabilität komplett, selbst bei einem 2:0 hat man nicht das Gefühl, dass die Mannschaft so sicher steht, dass so ein Spiel locker gewonnen wird, immer wieder passieren leichte Fehlpässe, Unkonzentriertheiten, riesige Lücken im Mittelfeld , mangelndes Pressing. Natürlich ist das nicht nur Kovac schuld, aber es ist für mich nicht erklärbar, er sagt ja nicht den Spielern, hau den Ball mal rüber zum Gegner, aber es fehlt dann irgendwo die Konzentration und Motivation und das hat ja auch was mit dem Trainer zu tun. Da folgt die Mannschaft dem Trainer vielleicht nicht zu 100%. Dazu die Null-Rotation. Wieso soll ich als Stammspieler 100% geben, wenn ich eh aufgestellt werde (OK, Thiago hat einen Denkzettel bekommen, allerdings ging das auch ziemlich schief) und warum soll ich mir als Reservist den Allerwertesten aufreißen wenn ich weiß, ich bekomme eh keine Chance, außer Spieler XY verletzt sich. Wieso spielt gegen Liverpool dieselbe Mannschaft wie gegen Nürnberg (nur mal als Beispiel) obwohl ich doch mir ausrechnen kann, dass die Spielweisen KOMPLETT unterschiedlich sind ? All das kreide ich dem Trainer an und daher gibt es für mich halt die Schlußfolgerung dass Kovac uns nicht weiterbringt und daher fehl am Platze ist.
Aber ich gebe auch zu dass ich gerade in der Emotion eines Spiels Kovac' gerne die Schuld für alles gebe...
Und loben muss man ihn für die Umstellung gegen Tottenham, in der Halbzeit hat er da komplett richtig agiert (ketzerisch könnte ich jetzt frgane ob er so reagiert hätte wenn Alaba nicht ausgefallen wäre, aber lassen wir das mal und nehmen an , dass er Thiago eh gebracht hätte)
Es ist ja nicht das "Kovac ist an allem schuld" Es ist das aus vielen einzelnen Teilen bestehende Gesamtpaket, was zu dem derzeitigen Zustand führt. Und für viele dieser Einzelteile ist eben der Trainer verantwortlich. Es ist ja nun nicht so, dass mit Stichtag 01.07.2018 die gesamte Mannschaft ausgetauscht wurde - es kamen mit Goretzka und Gnabry ganze 2 neue Spieler. Und trotzdem änderte sich die gesamte Spielweise. Das Spielsystem, für das der FCB in der Liga gefürchtet war - die Dominanz - fand plötzlich nicht mehr statt. Die Defensive wackelte, die Offensive spielte eher nach dem Zufallsprinzip. Hatten die Spieler mit dem Stichtag alles verlernt, was sie vorher stark gemacht hatte - oder wurde da plötzlich ein vollkommen anderes System vorgegeben - und wenn, durch wen denn?
Der nächste Punkt, den es auch so vorher noch nie gegeben hatte - wenn das System nicht funktionierte, wurde klar und deutlich gesagt, woran es lag: "Verteidigen ist einfach, man muss es nur wollen" - Aha, die wollten nicht.
"Die Spieler wollten ja, aber sie konnten es nicht!" Aha, sie können es nicht.
"Das ist wie bei Kindern, denen muss man auch alles mehrmals sagen! - Aha, blöd sind die auch noch.
Das findet man als Spieler natürlich super, dass man bei Punktverlust als der wahlweise unwillige, unfähige oder dumme Depp da steht. Welche Stimmung beim einzelnen Spieler durch so etwas entsteht, sei mal dahin gestellt.
Dann kommt das System "Volle Kapelle" - wie schon oben gesagt, Konkurrenzkampf, der die Spieler - auch im Training - fordert, findet nicht mehr statt. Teilweise erfolgen die Ansagen sogar noch vor der Saison.
Siehe Abwehr - Süle/Hernandez sind gesetzt; Pavard spielt, denn der war teuer, Müller spielt, wenn Not am Mann ist; usw.
Die einen wissen, dass sie sowieso spielen und die anderen, dass sie sowieso nicht spielen - egal, was vorher alles gesagt wurde.
Ohne die Verletzung von Alaba würde es Boateng so ergehen wie Martinez.
Und wenn dann der Spieler 6. 7, 8 Spiele nicht gespielt hat, wird sich gewundert, dass die Topleistung nicht gebracht wird.
Und so greift da ein Rädchen ins andere und sorgt dafür, dass die Ergebnisse eben nicht stimmen.
Als ein Peter Bosz beim BVB anfing, hat es auch 6, 7 Spiele gedauert, bis man sein System entschlüsselt hatte und danach gings dahin.
Das System Kovac ist mittlerweile auch vom letzten entschlüsselt, weil es sowieso immer das Gleiche ist.
Das Einzige, was uns zur Zeit vor noch katastrophaleren Ergebnissen bewahrt hat, ist die Ausnahmeform eines Lewandowski.