15.07 2014, 14:02
(15.07 2014, 03:53)gkgyver schrieb: [ -> ](14.07 2014, 13:35)StepMuc schrieb: [ -> ]Wo sind denn jetzt eigentlich die Großmäuler die sich so sicher waren dass Jogi keinen Titel gewinnen kann?
Die sehen sich darin bestätigt, dass mit diesem einmaligen Spielermaterial jeder Trainer, der zwischen 4-3-3 und 4-4-2 unterscheiden kann, Erfolg haben kann, wenn es die Umstände zulassen.
Denn wenn man die Weltmeister-Brille abnimmt, haben Löws drei große taktische Überraschungen und Personalrochaden (Lahm 6er, Höwedes LA, Özil Flügelstürmer) in keinem Spiel funktioniert.
Die Stärke der Mannschaft war Kampf, Kampf, Kampf und nochmal Kampf. Wenn sich die zentralen Spieler pushen ohne Ende, weil es wahrscheinlich die letzte Möglichkeit in der Karriere ist für einen WM Titel, und die die restliche Mannschaft mitnehmen, und ein Block aus 7 Spielern besteht von Europas heißester Vereinsmannschaft, hat das mit Trainertaktik nichts zu tun.
Wenn sich die Gastmannschaft im Halbfinale selbst zerlegt, hat das mit Taktik nichts zu tun.
Wenn Higuain frei vorm Tor nicht trifft, hat das nichts mit Taktik zu tun. Für Götzes Megatalent kann Löw genauso wenig.
Warum holen wir ausgerechnet jetzt einen Titel, wo die Vorraussetzungen schlechter waren als in allen 3 vorherigen Turnieren, und auch Löw rumgeeiert hat wie selten zuvor?
Weil der Wille da war, gepaart mit dem zu Tode zitierten "Quentchen Glück", auch dem Glück dass es diesmal keine klar favorisierte Mannschaft gab.
Ich weiß gar nicht warum es so schwer ist, das zu sehen. Keine Mannschaft gewinnt Titel ohne den Hauch Glück. Nicht mal Spanien hat das. Pardon wenn mein Eindruck täuscht, aber bei Spanien ist, bzw. war, die Mannschaft der Star, nicht der Trainer. Es würde wohl auch kaum jemand bestreiten, dass die erfolgreiche Zeit Spaniens, 2008-2012, nicht auf der überragenden Trainerarbeit del Bosques, sondern den darin befindlichen Jahrhunderttalenten und der existierenden Barca-Achse beruhte. Damit will ich nicht sagen, dass del Bosque ein schlechter Trainer ist, schließlich hat er aus seiner Truppe wesentlich mehr rausgeholt als der Jogibär, aber eine Mannschaft aus solchen Megatalenten, die sich ohnehin aus dem (europäischen Top 3) Verein kennen (und somit auch ein guter Teil des Teambuildings schon erledigt ist), stellt sich nunmal leichter auf als z.B. eine argentinische, in der die Spieler überall verstreut sind, und auch teilweise unterschiedliche Spielweisen in den Vereinen gewohnt sind.
Wenn das also bei Spanien so war, dass die goldene Generation Barca die Ära spanische Nationalmannschaft geprägt hat, und der Trainer davon profitiert hat, gibt es keinen Grund anzunehmen, bei Löw wäre das anders. Die goldene Generation des FCB, und etwas weniger des BVB, fallen in Löws Amtszeit.
Bisher habe ich nicht wirklich gehört, worin denn nun das Genie von Löw liegen soll, außer dieser Phrase "er hat eine Einheit gebildet", was so ziemlich jeder Trainer tun muss.
Dabei hatte del Bosque auch Konsequenz gezeigt bei Aufstellung und Taktik, vor allem IN DEN TURNIEREN. Das hat Löw selten. Die EM 2012 war pures Aufstellungs-Chaos. 2010 war er taktisch mittellos und naiv gegen Spanien.
Löws Beitrag zu diesem Turniersieg war einzig, dass er seine Mannschaft, mit Ausnahme des Algerien-Spiels, in der KO-Phase nicht verändert hat. Lahm nach hinten zu schieben, da hatte er keine Wahl mehr. Natürlich hat er sich da dem Druck gebeugt. Die Aussage, Schweinsteiger sei noch nicht fit gewesen, deswegen habe er Lahm als Platzhalter benutzt, ist doch lächerlich hoch 10. Als hätte die eine Woche an Schweinsteigers Fitnesszustand etwas radikal geändert. Im Gegenteil, man sah doch deutlich, dass er eben nicht ganz fit war.
Higuain trifft - Löw ist der Depp.
Götze hat einen genialen Moment - Löw hat "bewiesen dass er Titel gewinnen kann".
So einfach gestrickt ist die Sache doch nicht. Bitte.
Ja, Glück gehört zum Fussball wie der Ball.
Auf die Diskussion ob Deutschland nur mit Glück gewonnen hat lasse ich mich nicht ein, dass ist nämlich Unsinn.
Es war ein, was Chancen und Drangphasen angeht, völlig ausgeglichenes Spiel in dem Argentinien 0 und Deutschland 1 Tor geschossen hat. Das heisst Deutschland hat verdient gewonnen, auch wenn kein Klassenunterschied wie gegen Brasilien oder Portugal bestand. Ist aber halt so in einem Finale.
Das Deutschland sehr gute Spieler im Kader hat bestreitet auch niemand.
Die Theorie dass Löw ein schlechterer Trainer als Del Bosque sei, weil der mit Spaniens goldener Generation mehr Titel geholt hat ist aber wieder Unsinn. Und auch hier lasse ich mich gar nicht erst groß auf eine Diskussion ein. Es ist nämlich schlicht unmöglich die Trainerleistung isoliert von externen Umständen, die bei einem Turnier eine maßgebliche Rolle spielen, zu betrachten. Alle Erkenntnisse die du dir aus so einer Herangehensweise ableitest kommen durch "Wollen" zustande und haben nichts mit sauberer Argumentation zu tun.
Mittlerweile bist du schon so weit, dass du Löw vorwerfen musst, dass er es nicht geschafft hat mit einer Mannschaft aus Zweitligaspielern Weltmeister zu werden. Das ist schon bezeichnend.